EINRICHTUNGS-TREND aus dem NZZ am Sonntag Magazin vom 18.10.2020
Das öffentliche Leben ist schon minimalistisch genug. Zeit, die herrschenden Einrichtungsgebote über Bord zu werfen. Zum Beispiel mit Gold. Viel Gold!
Keine Partys, keine glamourösen Anlässe – und der Restaurantbesuch ist auch nicht mehr so unbeschwert, wie er einmal war. Wenn man bedenkt, auf was wir in der Öffentlichkeit gerade alles verzichten müssen, ist es höchste Zeit für ein wenig Extravaganz zu Hause. Und sowieso: Schon viel zu viele Jahre haben wir uns in mit Bedacht kuratierten, kühlen Räumen aufgehalten, ausgestattet mit farblosen Möbeln.
Oder dann war es der gleichförmige Einrichtungsstil aus dem hohen Norden, viel zu unterkühlt, als dass man sich in ihm hätte ausleben könnte. Im Verzicht haben wir uns genug geübt. Die Lust am Eskapismus wächst, wonach wir uns jetzt sehnen, ist eine Einrichtung, die Stimmung zurück in die eigenen vier Wände bringt. Da kommt der Trend zur Farbe Gold gerade gelegen.
Eindruck schindet Gold noch immer
Auf keiner anderen spiegeln sich Kerzenlicht und Ausgelassenheit schöner als auf der glänzenden Oberfläche des Goldes – diesem prunkvollen Material, das bereits die Hoffeste von Louis XIV noch eindrücklicher machte.
Beim Sonnenkönig beginnt die moderne Geschichte des Golddekors. Macht repräsentierte sich nicht nur in prächtigen Palästen, sondern vor allem in der Praxis des Vergoldens von Objekten. Und die visuelle Propaganda mittels Gold hat kaum an Beliebtheit eingebüsst, insbesondere nicht in Frankreich. Der Elysée-Palast, die offizielle Residenz des französischen Staatspräsidenten, ist nebst modernen Designklassikern noch immer mit vergoldeten Möbeln aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet.
Es reicht mit dem Minimalismus!
Doch mittlerweile gibt es goldige Interior-Ideen, nicht nur für Adel und Bourgeoisie, sondern auch für Bourgeois Bohémiens. Die Bewegung hin zu einem neuen Maximalismus, der mit grelleren Farben, haptischen Materialien und üppigeren Formen spielt, zeichnete sich schon seit einer Weile ab. Die Corona-Krise beschleunigt gerade einfach viele Tendenzen.
Selbst Hersteller wie Artemide oder Fritz Hansen, die eher für zweckorientierte und farblich zurückhaltende Entwürfe bekannt sind, führen nun auch Objekte in Gold im Sortiment. Oft erscheinen Jubiläums-Editionen oder Neuauflagen wie die PH-Artichoke-Pendelleuchte von Louis Poulsen oder der bekannte Aufbewahrungscontainer Componibili von Kartell im metallenen Glanz. An den Pariser und Mailänder Möbelmessen griffen Aussteller wie Calligaris oder Houtique den Look gar für komplette Kollektionen auf, kombiniert mit Materialien wie Samt, Seide und Organza-Stoffen in Pastelltönen, aber auch in dunklen Farben wie Tannengrün, Königsblau oder kräftigen Rottönen.
Schon damals eine Antithese
Die Designer bedienten sich ganz allgemein wieder vermehrt der frivolen Farb- und Formgebung des Art déco – eines Stils, der schon vor rund hundert Jahren die Antithese zum nüchternen Rationalismus der klassischen Moderne war. Er nahm damals jenen nonkonformistischen, subversiven Zeitgeist auf, den man später als die «goldenen» oder «wilden» Zwanziger bezeichnete.
Typisch für Art déco, dieses sinnliche Gesamtkunstwerk, war nicht nur Gold, sondern auch die ausgeprägt dekorative Ornamentik, die hochwertigen Materialien wie Ebenholz, Glas oder Porzellan belebten die Zwischenkriegsjahre. Die neue Massenproduktion ermöglichte dann die Herstellung neuer preisgünstiger Materialien wie Kunststoff oder verchromtes Metall.
Gold, das bedeutet im kollektiven Stilgedächtnis vieles. Mit der lustvollen Zeit des Art déco ist es aber so eng verbunden, wie exzentrische Fransenröcke, der Jazz und die Meisterwerke von F. Scott Fitzgerald. Wenn die goldenen Kerzenständer und Vasen, die dekorativen Salontische und Leuchten auf uns heute wieder wie eine Einrichtung aus sorgloseren Zeit wirken, dann hat das sicher auch damit zu tun (Quelle: NZZ am Sonntag Magazin 42/2020, S. 14-17).
Goldenes für zu Hause
Entdecken Sie im Formsign Webshop über 130 goldige Artikel aus über 20 Marken unter anderem von Black + Blum, DOIY, GINGKO, IRON & GLORY, LEXON, LURCH, LUCKIES… und vielen mehr.
Die neuen Stimmungslichter von LEXON empfiehlt das Formsign-Team als trendiges Geschenk. Die MINA M & L sind in verschiedenen Farben, unter anderem in Gold erhältlich und strahlen in 9 verschiedenen LED-Lichtfarben. Die LED-Lichter verkaufen sich derzeit im MoMA Design Store in New York wie heisse Weggli.